Rückblick: Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht und Stolpersteinverlegung am 9. November 2022
Anlässlich der Reichspogromnacht am 9.11.1938 hat das Droste-Hülshoff-Gymnasium eine Gedenkfeier in der Aula mit anschließender Stolpersteinverlegung in der Hermannstraße 11, Zehlendorf, veranstaltet.
Zu Beginn las der Schauspieler Thomas Niggemann verschiedene Biographien zu Opfern des Holocaust aus Zehlendorf vor. Darauf folgte die Präsentation der Graphic Novel „Der Duft der Kiefern“ von Bianca Schaalburg. Inspiriert wurde die Autorin und Grafikdesignerin von der Geschichten ihrer Zehlendorfer Großmutter, die sie zur weiteren Recherche über ihre Familiengeschichte veranlasst haben. Dabei ist Bianca Schaalburg insbesondere auf das Leben ihres Großvaters Heinrich zur Zeit der Nationalsozialisten aufmerksam geworden, welcher schon sehr früh, bereits im Jahr 1926, Mitglied der NSDAP war und sich auch später aktiv für die Politik und Ideologien der Nazis einsetzte. Bei der Präsentation war weiterhin der Zeitzeuge Heinrich Schoop, Jahrgang 1939, Onkel von Bianca Schaalburg und damit Sohn ihres Großvaters Heinrich anwesend. Er erzählte bewegende Geschichten zur Beziehung zu seinem Vater aus der unmittelbaren Nachkriegszeit.
Zu Abschluss der schulinternen Veranstaltung präsentierte der ehemalige Wahlpflichtkurs Geschichte von Herrn Simon seine Rechercheergebnisse über das jüdische Kinderheim Kapellner in der Hermannstraße 11 a in der Nähe der Krummen Lanke. Die Schüler:innen stießen dabei u. a. auf die tragische Geschichte der Familie Bobker. Der Mutter gelang es, mit ihrem jüngsten Kind nach New York zu flüchten, ihre drei weiteren Kinder verblieben aber in Berlin und wurden im Kinderheim untergebracht und von dort 1942 gemeinsam mit anderen Kindern deportiert und in Auschwitz ermordet.
Im Anschluss an die für alle Teilnehmenden höchst eindrückliche Veranstaltung in der Aula fand eine Stolpersteinverlegung in der Hermannstraße statt, bei der vier Stolpersteine für die Familie Kapellner, die das Kinderheim leiteten, verlegt wurden. Die öffentliche Veranstaltung, die in Anwesenheit der Bezirksbürgermeisterin Frau Schellenberg, dem Stolperstein-Verantwortlichen Michael Rohrmann und zahlreicher Gästen stattfand, ist das direkte Ergebnis der akribischen Recherchen des Wahlpflichtkurses, der sich im vergangenen Schuljahr unermüdlich der Erforschung der Geschichte des Kinderheims in der Herrmanstraße 11a gewidmet hat. Ergebnisse dieser Auseinandersetzung waren bereits im Rahmen der Ausstellung „verlorengegangen (worden)“ von April bis September 2922 im Heimatmuseum Zehlendorf zu sehen.
Wir danken Herrn Simon herzlich für die Idee und die Organisation der bewegenden Veranstaltung und hoffen, dass eine Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht zur Tradition an unserer Schule wird.
Lara Kühn, Mara Olbricht und Johann von der Nahmer, Q1 LK Geschichte