Abiturjahrgang 2023 feierlich entlassen
Einer der Höhepunkte jedes Schuljahrs an der Droste ist die Verleihung der Abiturzeugnisse – und auch dieses Jahr wurden die 110 erfolgreichen Abiturient:innen angemessen gefeiert. Unsere Schulleiterin Frau Wagner eröffnete den Festakt auf dem Schulhof mit einem Grußwort, bevor eine Elternvertreterin ihren Stolz auf den Jahrgang zum Ausdruck brachte. Anschließend wendeten sich Herr Ruschkowski und die Abiturientin Yulina Krebs mit kurzweiligen Redebeiträgen an den Jahrgang, sodass schlussendlich die Tutor:innen ihre Leistungskurse verabschieden und vor allem beglückwünschen konnten.
Zusätzlich wurden einzelne Kurse und Schüler:innen für ihre hervorragenden Leistungen in den Fächern Physik, Geschichte und Politikwissenschaft sowie für ihr besonderes außerunterrichtliches Engagement im Rahmen des Fachbereichs Musik, der DoR-AG, der Klimaretter:innen-AG oder der SV geehrt. Der Oberstufenkoordinator Herr Schäfer konnte zudem vier Schüler:innen zum Traum-Abitur von 1,0 gratulieren.
Gerahmt wurde dieses Programm – ganz typisch für die Droste – von musikalischen Darbietungen, bei denen sich die Band- und Chor-Mitglieder des Abiturjahrgangs mit einer ganz eigenen Note von der Schule verabschieden konnten.
Zum Beginn der Schulferien konnte zudem noch ein wundervoller Abiball gefeiert werden, den Abiturient Simon Stock mit einer hervorragenden Rede eröffnete. In Erinnerung bleibt von diesem Abend neben der schönen Location und guten Gesprächen sicherlich vor allem der Auftritt der Band des Abiturjahrgangs, der mit einer großartigen Songauswahl für hervorragende Stimmung bei allen Gästen sorgen konnte.
Für alle, die genau wissen wollen, mit welchen Rückblicken und Zukunftsvisionen unsere Abiturient:innen von Frau Wagner, Yulina Krebs und Herrn Ruschkowski bei der Abiturverleihung feierlich verabschiedet wurden und welche verschmitzten Worte Simon Stock beim Abiball fand, kommen hier nun die Manuskripte ihrer Reden – viel Spaß beim Lesen!
Rede zur Abiturverleihung 2023 von Schulleiterin Frau Wagner
Liebe Abiturientinnen, liebe Abiturienten, werte Eltern und Gäste, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Nun ist er also gekommen, der große Moment: Ich heiße Sie alle willkommen zu unserer diesjährigen feierlichen Übergabe der Abiturzeugnisse!
Ein besonderer Moment – für alle Anwesenden!
Für euch, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, weil damit ein wichtiger Lebensabschnitt zu Ende geht – und sich ein gänzlich neuer öffnet.
Für Sie, liebe Eltern und Angehörigen, die dem Gedanken begegnen, dass nun wohl so etwas wie Loslassen beginnt. Es mag etwas Erleichterndes haben, von nun an kein allmorgendliches Frühstück mehr vorbereiten oder mit auf den Weg geben zu müssen. Und doch. Auch wenn es nur das äußere Zeichen von all dem ist, was Sie Ihren Kindern eigentlich innerlich jeden Tag mit auf den Weg geben haben –, es mit einem Mal nicht mehr zu tun, macht etwas mit Eltern. Zumal, das denke ich bei euch auch immer mit, nachdem wir froh waren, dass es das am Ende überhaupt wieder gab: das morgendliche aus dem Haus in die Schule gehen. Für eure stoische Teilnahme am Großversuch „Schule wird von Null auf Hundert digital“, bewundere ich euch bis heute. Und das meine ich ganz ernst: Ich weiß, wie viele sensible Spuren es hinterlassen hat, wie schwer es für Einige von euch war und bis heute ist, diese erstaunliche Phase des sogenannten Homeschoolings zu meistern – oder soll ich besser sagen, auszuhalten? SaLzH nannte die Senatsverwaltung, Meisterin der Akronyme, das lapidar – Schulisch angeleitetes Lernen zu Hause. Dicht gefolgt von: LEKzA – Lernerfolgskontrollen mit zentralen Aufgaben. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Und gerade vor diesem Hintergrund ist es nicht zuletzt auch ein besonderer Moment für uns Lehrerinnen und Lehrer: Viele der hier anwesenden Kolleginnen und Kollegen haben euch begleitet, seit der siebten Klasse größer werden sehen, euch unterstützt, streckenweise getragen und – es sei mir in aller Herzlichkeit des Rückblicks erlaubt – auch ertragen. Jedes Jahr aufs Neue ein Abschied von Mensch zu Mensch, so leicht ist das – vielleicht gerade nach Corona – auch für uns nicht!
Aber heute Abend soll es um euch gehen. Manche werden, wenn ich in die Runde schaue, froh sein, erleichtert, all diese mitunter endlosen Stunden endlich hinter sich zu lassen – gefühlt eingesperrt in je nach Jahreszeit unerträglich heißen oder eben eiskalten Räumen. Oft genug mögen sie sich viel zu eng angefühlt haben für so viele Menschen mit all ihren unterschiedlichen Gedanken, Wahrnehmungen und Gefühlen.
Manch Andere aber werden vielleicht auch traurig sein, weil die Droste über die Jahre so etwas wie ein Ort der Heimat für sie geworden ist. Schule gelingt, wenn das gelingt – am Ende auch ein leises Gefühl der Melancholie hervorzurufen.
Doch Blick nach vorn: Was kommt jetzt? Ihr geht hinaus ins Offene. Was wir euch hierfür haben mitgeben wollen an Handwerkszeug, Landkarten und Reisegepäck, haben wir euch in den vergangen Jahren versucht, mitzugeben. Viel bleibt mir darum an dieser Stelle nicht mehr zu tun – außer ein paar Wünsche zu formulieren, die euch auf eurem weiteren Weg begleiten mögen.
Ihr wart in der 9. Klasse, als euch Corona voll erwischte. Ihr kamt frohen Mutes in die 10. Klasse und hattet kaum die Herbstferien erreicht, als alles wieder von vorn losging, Wechselunterricht, Distanzlernen, Masken, Quarantäne, wahlweise individuell oder gleich als ganze Klasse. Was ihr verpasst habt, lässt sich kaum ermessen. Ganz sicher aber mehr als Unterricht!
Dabei scheint mir rückblickend, dass das Besondere an dieser Zeit womöglich etwas ganz und gar Kontraintuitives war – nämlich dass die Beziehungen zwischen Lehrkräften und euch Schülerinnen und Schülern vielfach zwar räumlich distanter, aber persönlich intensiver wurden, so zumindest meine Beobachtung. Ich erinnere Momente, in denen spürbar wurde, wie groß das Vertrauen war, das euch mit vielen eurer Lehrkräfte verband. Dies wahrzunehmen, hat mich sehr beeindruckt und großen Respekt in mir ausgelöst. Vertrauen fällt nicht vom Himmel, es muss wachsen und sich bewähren.
Dabei wissen wir mit Luhmann, am Vertrauen-Müssen kommen wir gar nicht vorbei – sonst könnten wir gar nicht leben.
Nur – was tun? Das mit dem Vertrauen ist ja eben leider gar nicht so leicht! Denn das Paradoxe ist – und das erleben wir aktuell auch gesamtgesellschaftlich mehr denn je: Misstrauen ist einfach viel naheliegender und darum viel leichter zu haben. Warum? Weil es Komplexität reduziert. Wenn wir misstrauen müssen wir Unsicherheiten, Mehrdeutigkeiten, auch Widersprüche, die in der Natur einer jeden Sache liegt, nicht mehr aushalten, sondern können uns zurückziehen, weil wir ja wissen, dass das vermutlich ohnehin alles nicht stimmt.
Allein – wie immer im Leben gibt es einen Haken, wenn etwas allzu einfach wird: Misstrauen macht fatalerweise anfällig für Manipulation. Wer nur noch eine Handvoll Stimmen hört, weil er der bunten Mischung an Tönen nicht vertraut, wird von dieser einen Handvoll abhängig.
Was mich daran umtreibt, geht weit über unsere Schulmauern hinaus. Ich frage mich, was wir dem entgegenhalten können. Vielleicht am Ende nur das, was wir an der Droste mit viel Geduld und Ausdauer immer wieder hochzuhalten versuchen: die Kunst des Miteinander-Redens. Denn in einem Gespräch, das diesen Namen verdient, beginnt Wahrheit im Dialog. Sie beginnt in der Kontroverse und macht zumindest vorübergehend das Zugeständnis, dass der Andere einen Punkt hat.
Das ist darum der erste Wunsch, den ich euch heute mitgeben möchte: Ich wünsche euch den Mut und die Ausdauer, euch in eben dieser Kunst lebenslang zu üben!
Und füge dabei gleich meinen zweiten Wunsch mit an, weil er sich direkt an diesen ersten anknüpft: Ich wünsche euch Menschen, die euch darin unterstützen, den Zweifel zu üben!
Was ich damit meine? Fast denke ich, das ist das Wichtigste, was ihr mit dem Abitur heute nach Hause tragen solltet. In eurem Zeugnis steht geschrieben, in welchen Fächern ihr wie fleißig alles Mögliche gelernt habt. Euer Allgemeinwissen wird vermutlich nie mehr breiter sein als an dieser Stelle in eurem Leben. Ihr könnt auf dem Papier, das ihr heute bekommt, ablesen und allen zeigen, wie anstrengungsbereit ihr wart – oder auch nicht. Wie viel Wissen ihr angesammelt habt – oder auch nicht. Wie viele Kompetenzen ihr euch angeeignet habt – oder auch nicht.
Ohne auch nur ein einziges schwer errungenes Zehntel davon schmälern zu wollen, sage ich vorsichtig: Zweifelt an den Zahlen und den Ziffern und dem, was wir alle miteinander uns angewöhnt haben zu glauben, das damit verbunden sein könnte. Eine große Zukunft. Oder eine kleinere. Oder keine.
Ich möchte euch darum zum Abschluss stellvertretend einige Zeilen aus einem Gedicht zitieren und sie für sich sprechen lassen. Es ist von Bertolt Brecht und ihr werdet auf Anhieb verstehen, was er meint, da bin ich sicher. Denn ihr habt ja jetzt Abitur!
Immer wenn uns, schreibt er, die Antwort auf eine Frage gefunden schien,
Löste einer von uns an der Wand die Schnur der alten aufgerollten chinesischen Leinwand, so daß sie herabfiele. Und sichtbar wurde der Mann auf der Bank, der so sehr zweifelte.
Kurze Fußnote: Dieses Rollbild gab es wirklich! Es begleitete ihn auf allen Stationen seines Exils und kann bis heute in seinem Berliner Arbeitszimmer im Brechthaus besichtigt werden.
Ich, sagte der Mann uns, bin der Zweifler,
ich zweifle, ob die Arbeit gelungen ist, die eure Tage verschlungen hat.
Ob, was ihr gesagt, auch schlechter gesagt, noch für einige Wert hätte.
Ob ihr es aber gut gesagt und euch nicht etwa auf die Wahrheit verlassen habt. Ob es nicht vieldeutig ist.
Für jeden möglichen Irrtum tragt ihr die Schuld! Ist es zu eindeutig? Dann ist es unbrauchbar, was ihr sagt.
Seid ihr wirklich im Fluß des Geschehens? Einverstanden mit allem, was wird? Werdet ihr noch? Wer seid ihr? Zu wem sprecht ihr? Wem nützt es, was ihr da sagt? Und nebenbei: Ist es auch angeknüpft an Vorhandenes? Sind die Sätze, die vor euch gesagt sind, benutzt, wenigstens widerlegt? Ist alles belegbar? Durch Erfahrung? Durch welche? Aber vor allem, immer wieder vor allem Anderen:
Wie handelt man, wenn man euch glaubt, was ihr sagt?
Nachdenklich betrachteten wir mit Neugier den zweifelnde blauen Mann auf der Leinwand, sahen uns an – und begannen von vorne.
Mein dritter Wunsch: Haltet euch an die Menschen, die die entscheidenden Fragen stellen und lernt lebenslang von ihnen – bis es soweit ist, dass andere von euch das Fragen lernen. Und vergesst diese beiden nicht: Wann sollte ich an mir selbst zweifeln – und wann gerade nicht?
Mein letzter Wunsch umso mehr: Seid frei und macht euch ein wunderbares Leben!
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!
Rede zur Abiturverleihung 2023 von Abiturientin Yulina Krebs
Liebe Frau Wagner, Liebe Lehrerinnen und Lehrer, Liebe Eltern und liebe Angehörige, natürlich liebe Mitschülerinnen und Mitschüler,
auch ich möchte Sie heute sehr herzlich willkommen heißen. Vor 12 Jahren standen wir schon einmal auf eine ganz ähnliche Weise auf der Bühne einer Schule. Damals waren wir vielleicht fünf oder sechs oder sieben, hatten eine Schultüte im Arm, die fast so groß war wie wir selbst und einen Scout-Schulranzen auf dem Rücken. Voller Vorfreude und Aufregung haben wir auf dieses neue Kapitel unserer Lebensgeschichte geblickt, das den Titel „Schule“ trug und das angeblich so ungeheuer wichtig sein sollte, dass es das ganze Buch auszumachen schien.
Doch bevor wir nun die letzte Seite dieses Kapitels umblättern und ein neues beginnen, dessen Inhalt wir noch nicht kennen, lasst uns noch einmal zurückblicken. Wir blättern durch diese vielen beschriebenen Seiten, gefüllt mit Erlebnissen, über eine Zeit, die wir so nie wieder erleben werden. Angefangen hat es mit den ersten Freundschaften, die wir geschlossen haben. Manche von uns lernten damals den besten Freund oder die beste Freundin kennen, mit denen sie jahrelang Erfahrungen und Geschichten geteilt haben und mit denen sie heute die Schule verlassen.
Welche Erinnerungen finden wir noch in diesem ersten Kapitel? Die Erinnerungen an die stillen Hoffnungen, dass die Stunde vielleicht doch ausfällt, sobald der Lehrer einen Augenblick, oder zwei, oder drei, oder mehr Augenblicke zu spät gekommen ist, das unterdrückte Gelächter während der Stillarbeit oder die hektisch abgeschriebenen Hausaufgaben in der Pause, die emotionalen Tsunamis bei der Rückgabe der Klassenarbeiten und den Tag vor den Sommerferien, der immer so viel Vorfreude, aber auch etwas Traurigkeit versprach. Aber jetzt gibt es kein „Schönes Wochenende!“, kein „Bis Montag!“, kein „Bis nach den Ferien!“. Heute gibt es für viele einen Abschied auf ungewisse Zeit (oder jedenfalls bis zum Abiball). Es ist unglaublich, wie sich über so viele Seiten hinweg nichts geändert zu haben schien. Die gleichen Gesichter, die gleichen Lehrer und der gleiche Schulweg. Doch wir haben jetzt andere Träume, neue Wünsche und fernere Ziele als am Anfang des Kapitels.
Der heutige Tag wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung unserer Eltern, unserer Familien und unserer Freunde. Euch gebührt unser aufrichtiger Dank. Ihr habt uns mit Nervennahrung versorgt, uns bei schlechten Noten getröstet und unsere pubertären Launen ausgehalten. Ach ja, die pubertierenden Teenagermonster. Ein Bild, dem viele von uns sich lange Zeit hingebungsvoll zu entsprechen bemüht haben.
Doch jetzt, liebe Eltern, ist es eure Aufgabe, uns loszulassen. Ich kann nur jeden Einzelnen von euch bitten, uns bei unseren Zukunftsplänen so zu unterstützen, dass wir in unseren nächsten Kapiteln von vielen schönen, spannenden und glücklichen Erlebnissen erzählen können – auch wenn der Handlungsplot, den wir uns ausgedacht haben, ein anderer sein mag, als der, den ihr erwartet habt.
Liebe Lehrerinnen und Lehrer, auch Ihnen möchte ich unseren Dank aussprechen. Für ihre oft strapazierte Geduld, für ihre häufig eingeforderte Nachsicht und für ihren gelegentlich aufblitzenden Humor. Eine überwältigende mütterliche Fürsorge hat uns sogar davor bewahrt, beim Abischerz und während der Mottowoche über die Stränge zu schlagen und in strafbare Bereiche zu geraten. Alles blieb friedlich. Manch einer würde sogar fast sagen: zu friedlich.
Oft schien es eine Brille zu geben, die im Kollegium von Lehrer zu Lehrer weitergereicht wurde und das Bild eines Schülers fixierte. Vorurteile wurden geschärft: Der Sportler, der zwar viel am Körper, aber wenig im Hirn hat, die stille Schülerin, die den Stempel der Unwissenden trägt, oder jene Schüler, die als Störenfriede Aufmerksamkeit erzwangen. Aber immer wieder haben wir Lehrer kennengelernt, die diese Brille abgesetzt haben, um ihre Schüler ganz unverfälscht zu sehen. So haben wir Lehrer kennengelernt, die unvoreingenommen den Klassenraum betreten haben und ebenso unvoreingenommen den Schülern begegnet sind. Diesen Lehrerinnen und Lehrern gebührt unser besonderer Dank.
Zwar haben manche von Ihnen unsere Schwächen mit unverblümter Zärtlichkeit offen gelegt, an unseren (wahren) Stärken hat allerdings keiner gezweifelt. Sie haben uns nicht nur Wissen vermittelt, sondern uns auf persönlicher Ebene gefördert und uns auf unserem Weg begleitet. Sie haben uns ermutigt, unsere Grenzen zu überwinden und unser Potenzial auszuschöpfen. Und natürlich möchten wir uns bei den Lehrern bedanken, die uns geholfen haben, unsere Seiten mit lustigen Sprüchen, interessanten Tafelbildern und wahren Irrfahrten durch die unbekannten Medien zu füllen.
Wir sind (noch) nicht perfekt: Wir haben nicht immer unsere Hausaufgaben gemacht, nicht immer auf unsere Eltern und Lehrer gehört und sind nicht alle Musterschüler mit einem Schnitt von 0,8. Doch alle diese Unperfektheiten haben uns nicht davon abgehalten, unseren Abschluss zu machen. Und so können wir heute mit Stolz sagen, dass wir unser Abitur bestanden haben. Wir haben uns durch langweilige Stunden, endlose Hausaufgaben und schier unlösbare Matheprobleme gekämpft. Endlich können wir unsere Bücher ins Regal stellen und unsere neue Freiheit feiern.
In den vergangenen Jahren haben wir nicht nur Wissen erlangt, sondern auch wichtige Lernkompetenzen erworben. Wir haben gelernt, wie wichtig es ist, im Team zusammenzuarbeiten und uns gegenseitig zu unterstützen. Wir haben gelernt, wie wichtig es ist, die Meinung zu vertreten und dafür einzustehen, was man als richtig erkannt zu haben glaubt.
Insbesondere war es wichtig, kritisches Denken zu lernen. Jedenfalls brachten unsere Lehrer es uns so bei, die ständig davon träumten, uns zu kritischen Staatsbürgern zu erziehen und jede Quelle und Darstellung genau zu untersuchen und zu hinterfragen – nicht wahr, Herr Schwerdtfeger?
Einige von uns hatten nicht nur damit zu kämpfen, die Hausaufgaben abzugeben oder pünktlich zu den Videokonferenzen zu erscheinen, sondern sie hatten vor allem mit sich selbst und ihren persönlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Oft vergessen Lehrer und Eltern, aber auch wir Schüler, dass hinter jeder Note eine ganz persönliche Geschichte steckt, von der man nur das Äußere sehen kann. Und wie sagt man so schön: „Never judge a book by its cover“. Deshalb gebührt heute nicht nur den Jahrgangsbesten ein rasender Applaus, sondern jedem einzelnen von uns. Wir haben in dieser so schwierigen und instabilen Zeit, die unsere Generation durchlebt, Stärke und Durchhaltevermögen gezeigt. Jeder von uns kann heute voller Stolz auf die Bühne gehen, denn wir haben so viel geleistet in den letzten 12 Jahren. Und haben dafür gesorgt, dass dieses Kapitel ein Happy End besitzt.
Doch wie geht es weiter? Wie sieht dieses neue Kapitel aus? Einfach gesagt, haben Schule und Eltern uns den Stift in die Hand gegeben und nun liegt es an uns, das nächste Kapitel selbst zu schreiben und unsere ganz eigene, individuelle Geschichte fortzusetzen. Spicken hilft diesmal allerdings nicht.
Viel Erfolg dabei! Möge euer Buch ein wahrer Bestseller werden.
Rede zur Abiturverleihung 2023 von Herrn Ruschkowski
Liebe Eltern, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde und vor allem LIEBE ABITURIENTINNEN UND ABITURIENTEN – Ihnen und euch allen wünsche ich, in einigen Fällen zum ersten, in manchen zum hundertsten oder tausendsten, in den meisten Fällen aber leider zum letzten Mal, EINEN WUNDER-, WUNDERSCHÖNEN GUTEN TAG –
Im Spätsommer 2017 durchqueren über 100 junge und begeisterungsfähige Menschen das erste Mal das Portal IHRER NEUEN Schule, der Droste. Diese Beschreibung trifft tatsächlich nicht nur auf den Großteil des Abiturjahrgangs 2023 zu – nein, auch ich gehöre zu dieser Gruppe und hatte meinen ersten Schultag in diesem altehrwürdigen Gebäude am 04. September 2017, weshalb es eine besondere Ehre ist, heute diese Rede halten zu dürfen.
Seitdem ist vieles gleich geblieben, so entspringt der kürzeste Fluss Deutschlands immer noch in Paderborn und die großartigste Bundesligamannschaft spielt in Mönchengladbach. ALLERDINGS hat sich mindestens ebenso viel verändert – Sie erleben das erste Mal bewusst, dass auch Männer Bundeskanzler sein dürfen, zwischenzeitlich gab es, wenn die Erinnerung nicht trügt, eine Pandemie, die Wahl meiner Frisur erfolgt nicht mehr freiwillig UND, UND, UND, … – Vor allem aber sind aus begeisterungsfähigen Kindern von 2017 inzwischen junge Erwachsene geworden, die einen manches Mal BE- und wesentlich seltener auch einmal ENTGEISTERN, denen wir aber heute aufrichtig zum Erwerb ihres Abiturs gratulieren dürfen: HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!
„Abitur“ bedeutet dem Wortursprung nach letztlich nichts anderes, als dass Sie weggehen – und genau das tun Sie nach sechs Jahren auch. Dagegen muss – oder sagen wir viel besser und optimistischer – DARF ich noch ein wenig bleiben, bis es in Rente geht – Expertinnen und Experten zum Thema Altersvorsorge finden sich übrigens in den PW-LKs.
Ich darf aber nicht nur bleiben, ich darf Ihnen auch einige Ratschläge mit auf den hier und heute beginnenden Weg geben. Da unsere professionelle Beziehung ziemlich genau jetzt endet, erdreiste ich mich übrigens, dazu die etwas vertraulichere Anredeform zu wählen und SIE zu DUZEN.
Bei solchen Reden wie heute ist es immer wichtig sich auf bedeutungsschwangere Zitate besonders wichtiger Menschen zu stützen. Dabei begegneten mir in der Vorbereitung immer wieder nicht etwa ganz klischeehaft GOETHE, SCHILLER oder unsere Namenspatronin Annette von DROSTE-HÜLSHOFF, sondern die nicht minder dem Deutschlehrerklischee entsprechende Band TOCOTRONIC und der folgende Zitatfetzen:
IM ZWEIFEL FÜR DEN ZWEIFEL, DAS ZAUDERN UND DEN ZORN –
Richtig erkannt, hier liegt eine Alliteration des seltenen Anfangslautes „TSE“ vor, darum soll es hier aber nicht gehen, ihr habt euer Abitur schließlich schon. Vielmehr sollen aus dem Zitat drei Schlussfolgerungen gezogen werden:
ERSTENS: IM ZWEIFEL FÜR DEN ZWEIFEL
Die Zeit nach dem Abitur ist eine Zeit des Umbruchs, eine Zeit der neuen Erfahrungen und neuer Verantwortung, aber auch und gerade deshalb eine Zeit der ZWEIFEL – und allzu oft der Selbstzweifel. Begreift diese Fragen an euch selbst – Was möchte ich jetzt eigentlich wo wie und mit wem tun? – dabei nicht nur als Zeichen einer völlig normalen Unsicherheit, sondern auch als Zeichen des Reflexionsvermögens, das ihr im Laufe eurer Schulzeit hinzugewonnen habt. Probiert Dinge aus, macht eine Ausbildung, ich habe gehört, bei Onkel Werner in der Werkstatt ist noch ein Platz frei, macht ein, zwei, drei – hoffentlich bezahlte – Praktika, studiert – ABER habt keine Scheu, jede dieser Entscheidungen zu hinterfragen, an ihnen zu zweifeln und im Zweifel einen Schlussstrich zu ziehen, einen Neustart zu wagen. Dafür seid ihr allemal jung genug. Selbst Lehrerinnen und Lehrer kommen nicht mit dem Rotstift zur Welt und haben eventuell zwischenzeitlich mit mehr oder weniger heißem Bemühen – ach – Juristerei studiert.
ZWEITENS: IM ZWEIFEL FÜR DAS ZAUDERN
Der Zweifel führt selbstverständlich zur Unsicherheit, führt zum Zögern, zum Zaudern. Und in der Tat wollen viele der Entscheidungen, die auf euch zukommen, wohlbedacht sein. Aber: Irgendwann müssen sie leider dann doch getroffen werden. Dabei ist zu empfehlen, neben dem eigenen Hirnschmalz auf eine weitere wichtige – und noch dazu kostenlos verfügbare – Ressource zurückzugreifen.
Nein, nicht künstliche Intelligenz, sondern: ANDERE MENSCHEN. Ihr habt in den letzten grob 18 Jahren viele Exemplare der Art homo sapiens sapiens kennengelernt und dürft sie zum Beispiel Oma, Opa, Mama, Papa, Schwester, Bruder, Lehrerin, Lehrer oder – besonders wichtig – FREUND ODER FREUNDIN nennen.
Der Wert des Rates dieser euch wohlgesonnenen Menschen ist nicht zu beziffern. Haltet also die Freundschaften aus eurer Schulzeit in Ehren. Sie werden euch auch in Jahren noch helfen, manches Zaudern erträglicher zu gestalten – vielleicht sogar zu überwinden – und manchen Zweifel zu beseitigen.
DRITTENS: IM ZWEIFEL FÜR DEN ZORN
Mit dem Zorn wird es nun etwas weniger versöhnlich, und doch ist der Zorn ungeheuer mächtig, nicht umsonst blickt das Besingen desselbigen auf eine stolze Tradition zurück, die weit über Tocotronic hinausgeht.
ALSO: SEID ZORNIG, SEID WÜTEND.
DENN: Kaum jemand kann eine Gesellschaft besser voranbringen als junge, wütende Menschen.
SEID ZORNIG, wenn ihr den Umgang mit den Ressourcen dieses Planeten als verantwortungs-los erachtet.
SEID ZORNIG, wenn ihr – im Bildungssystem oder sonstwo – bei euch oder bei anderen Ungerechtigkeiten erfahrt oder beobachtet.
SEID ZORNIG, wenn es wieder normal wird, dass Politiker in ausgerechnet diesem Land die Gleichheit aller Menschen und damit DEN grundlegenden Wert der Demokratie infrage stellen – und damit auch noch Wahlerfolge feiern.
ABER: Kanalisiert diesen Zorn. Belasst es nicht bei Unmutsäußerungen im privaten Umfeld, bei einem Posting in den sozialen Medien. Geht demonstrieren – und engagiert euch! Geht in Vereine, Verbände und – vielleicht sogar – demokratische Parteien. Sie mögen oft unsexy wirken und vielleicht sogar sein, die Arbeit in ihnen mag zermürben, ABER freiheitliche Demokratien BRAUCHEN Parteien, die nicht aussterben, sondern lebendig bleiben.
Und freiheitliche Demokratien BRAUCHEN überzeugte Demokratinnen und Demokraten, BRAUCHEN Nachwuchs.
Die Fähigkeiten dazu, dieser mündige Nachwuchs zu sein, habt ihr im Miteinander an dieser Schule allemal erworben. Ihr habt, zumindest bei meinen Kolleginnen und Kollegen, hervorragenden (Politik-)Unterricht erfahren, ihr habt euch selbst in der DoR-AG, bei den Klimaretter:innen oder in der SV engagiert, um unsere KLEINE (Schul-)Welt zu einer besseren zu machen.
NUTZT diesen wertvollen Erfahrungsschatz und tragt dieses Engagement in die GROSSE, WEITE WELT.
SIE BRAUCHT EUCH, auch zweifelnd, zaudernd oder zornig.
Vielen Dank.
„Die Ecken des Glases“: Rede zum Abiball 2023 von Abiturient Simon Stock
Liebe Frau Wagner, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Eltern, Verwandte und Freunde und NATÜRLICH INSBESONDERE liebe Mitabiturientinnen und Mitabiturienten,
ich möchte Sie herzlich WILLKOMMEN HEISSEN auf unserem Abiball und Ihnen danken, zu Beginn dieses schönen Abends noch ein paar Worte an Sie richten zu dürfen – keine Sorge, ich werde mich kurzhalten, DENN, wie Sie wissen, kann man über ALLES reden, aber NICHT über 5 Minuten. Wie Sie sehen, habe ich mein Glas mitgenommen, was nicht nur DAHER rührt, dass ich mir wohl etwas Mut antrinken musste, um vor so vielen Menschen zu reden; man kann darin auch etwas beobachten: kleine Blasen, die vom Grund aufsteigen und nach oben verschwinden. So wie wir, lieber Jahrgang, einmal von der 7. Klasse aus loslegten und von da an aufstiegen. Jetzt sind wir hier oben, gleich geht es hinaus in die große, weite Welt, die dem einen oder anderen wohl nur wie eine Menge Luft, im Zweifelsfall heiße Luft, vorkommt. Und an diesem Punkt frage ich mich: Woran werden wir zurückdenken, wir entwichene Blasen? Welche Ecken des Glases, an denen wir vorbeigekommen sind, werden uns in Erinnerung bleiben? Eine ganz sicher, lassen Sie mich von dieser mit einer KLEINEN ANEKDOTE erzählen:
Dezember 2019, ein grauer Vormittag in Zehlendorf, Außentemperatur: 3 Grad. Circa 30, teils SINGENDE, teils kreischende Neuntklässler marschieren im Gänsemarsch von der Pauluskirche zum Droste-Gymnasium. Alle tragen ein oder zwei Stühle, die gerade noch in Klassenräumen fehlen, denn für das große Weihnachtskonzert waren sie in die Kirche gebracht worden und müssen nun, am Tag nach dem Konzert, zurückgebracht werden. Die Kinder scheinen GROSSEN SPASS dabei zu haben, ihr Lachen steigt in kleinen Wolken auf. Ein paar besonders Faule besteigen mit den Stühlen sogar einen Bus der Linie 115 und setzen sich dort für eine Station auf ihre mitgebrachten Stühle. Die Leute drehen sich verwundert um, ein ulkiges Bild – noch ulkiger allerdings die ÜBERAUS TREFFENDE Bezeichnung, die der immer humorvolle Herr Siegel, der damalige Klassenlehrer dieser Klasse, für das Ereignis übrig hatte: Stuhlgang.
Warum erzähle ich Ihnen vom Stuhlgang der 9c? Er steht hier stellvertretend als Teil fürs Ganze, man könnte auch sagen als pars pro toto (Frau Fahnert hat mir gesagt, eine Prise Latein müsste in jede Abirede), er steht also für ALL die musikalischen Aktivitäten, die im Verlauf unserer Schulzeit stattgefunden haben, Chor- und Orchesterfahrten, Probentage, NATÜRLICH DIE KONZERTE und vieles, vieles mehr. Diese, und VIEL EHER diese als die Vokabeltests, Matheklausuren und Gedichtanalysen, sind die Ecken des Glases, um beim Bild zu bleiben, die SO VIELEN VON UNS von der Schulzeit in Erinnerung bleiben werden.
Wir werden zurückdenken an das Zusammengehörigkeitsgefühl, das sich durch die Arbeit in den Ensembles jahrgangsübergreifend immer wieder eingestellt hat. Wir werden zurückdenken an den wenigen Schlaf auf Fahrten. Wir werden zurückdenken an die Situationen, in denen ganz unabhängig von irgendwelchen Konzerten gemeinsam musiziert wurde, auch in der Freizeit und mitten in der Nacht.
Daher möchte ich an dieser Stelle ALL JENEN danken, die viel private Zeit geopfert haben, die zusätzlich zum Unterrichten mehrere Orchester und Chöre betreuen und mit ihrer großartigen Arbeit all das immer wieder auf die Beine gestellt haben, die auf den Probenfahrten auch sicher dem einen oder anderen Nervenzusammenbruch nahe waren, weitergemacht haben! Großen Dank an das Musikkollegium!
Aber auch das Fach FRANZÖSISCH wird, so meine ich, so eine Glasecke sein. OB MAN NUN sein Vergnügen bei Herrn Lejeune hatte, der seinen Schülerinnen und Schülern in der siebten Klasse mit bedeutenden Gesten beibrachte: La porte – la fenêtre – le professeur, oder eher Stunde um Stunde Frau Kürschners unermüdlichen Redefluss über sich ergehen lassen musste, was ZÄHLT ist: Alle an der Droste haben mindestens vier Jahre lang die Sprache unseres wichtigsten Partners in Europa gelernt, und ganz gleich, wie das linguistische Resultat aussehen mag oder ob es dann doch abgewählt wurde, allein diese Gemeinsamkeit ist identitätsstiftend. Besonders schön ist doch folglich auch, dass unser Abimotto „C’est l’Abi, chéri“ in französischer Sprache ist. Man darf wohl sagen, dass es die beiden Profile Musik und Französisch sind, die die Droste in besonderem Maße zu dem machen, was sie ist. Daher auch an das Französischkollegium herzlichen Dank!
Danke auch an Frau Hoffmann, Frau Dinse und Herrn Berthe dafür, dass sie immer da waren, ein offenes Ohr hatten und ohne die wohl gar nichts ginge in der Schule.
Und ich danke natürlich auch ausdrücklich unserem Oberstufenkoordinator HERRN SCHÄFER, dessen Informationsveranstaltungen zwar nicht besonders ERHEITERND waren, aber der stets mit großer Herzlichkeit bei seiner sehr stressigen Aufgabe ist.
Ebenfalls möchte ich Paul Eisenhardt und Jonathan Pfeiffer, den Hauptorganisatoren dieses schönen Festes, danken, ebenso Clara Haase und Antonia Steinmetzler im Besonderen für die Auswahl und Organisation des Essens und allen anderen Engagierten rund um Abizeitung, -pullover und Co.
Und nun zu euch, lieber Jahrgang, meine lieben Mitluftblasen: Was soll ich noch sagen? Wir müssen heute Abend ja wohl oder übel auch Abschied voneinander nehmen. Fest steht: Die Zeit mit euch, hier oben, war die beste meiner ganzen Schulzeit, ob in Kursräumen oder privat, ob Tag oder Nacht. Und ich denke, wenn ich mich jetzt schon irgendwie alt fühle, liegt das vor allem daran, dass ich mich wie mein Opa schon jetzt auf unsere 50- und 60- jährigen Abitreffen so freue.
Natürlich haben wir neben all diesen schönen Erfahrungen und dem Unterrichtsstoff auch ein paar praktische Tipps fürs Leben mitbekommen. Ein besonders nützlicher stammt von Frau Kürschner, ist wahrscheinlich am besten für die Arbeitswelt geeignet und hat auch etwas mit Schaumwein zu tun: „Wenn Sie jemanden bestechen wollen, nehmen Sie Champagner, aber nicht den billigen“.
In diesem Sinne: Prost, Santé und Dankeschön!